Skiwinter 2012/13: Alles Rocker?


Foto: Salomon
Während der Sommer draußen gerade Hochsaison hat oder haben sollte, steht der Winter 2012/13 bereits in den Startlöchern. Das beherrschende Thema im Alpinskisegment auch in der kommenden Saison: die Rockertechnologie, die im Herbst in der dritten Generation in den Handel kommt.

Es war ein extrem heißer Tag, als sich Mitte Juni beim Deutschen Skiverband in Planegg bei München zahlreiche Vertreter der Skiindustrie, der Einkaufsverbände und des DSV zum Ski-Expertengespräch trafen. Heiß diskutiert wurde dann auch drinnen im klimatisierten Sitzungssaal über das Thema „Rocker 3.0“.

S. von Hörmann, Foto Rapp
Die Ergebnisse des jüngsten DSV skiTEST zeigen eindeutig: Die Rockertechnologie ist weiter im Vormarsch. Während 2011 bei 63 Prüfmodellen nur sechs Skimodelle mit Rockertechnologie dabei waren, waren beim diesjährigen DSV SkiTEST im April bereits 50 Prozent aller 62 Testmodelle Rocker. Auch im sportiven und sogar rennsportlichen Segment, wo die Technologie in den letzten beiden Jahren so gut wie gar nicht vertreten war, setzt sich die Rockertechnologie immer mehr durch. Die definiert Susanne von Hörmann (Nordica-Lowa) übrigens so: „Rocker heißt nicht zwangsläufig eine aufgebogene Schaufel. Rockertechnologie ist jede moderne Skikonstruktion, bei der ich die Vorspannung und die Kontaktpunkte am Ski verschiebe oder verändere“. DSV-Experte Andreas König dazu: „Wie stark aufgebogen oder das Gesamt-Setup auch gestaltet ist, Rocker ist eine neue, zusätzliche Dimension in der Skitechnologie, in der konstruiert werden kann.“

Dass den Rockern im alpinen Skisegment die Zukunft gehört, darüber waren sich die Experten schnell einig. Atomic setzt bereits in seiner gesamten Alpinkollektion Rockertechnologie ein und auch K2 wird laut Andrea Tilling „in dieser Dimension weiterarbeiten“. Alexander Hauser von Salomon sieht vor allem im Zusammenspiel von Rockertechnologie und unterschiedlichen Skibreiten unglaublich viele neue Möglichkeiten. „Breitere Ski, die universeller im Einsatzbereich sind, passen perfekt zur Rockertechnologie. Hier sehe ich die Zukunft in Sachen Skibau“, meint er.

Michael Berner (DSV), Foto Rapp
Während die Skiindustrie bereits an der nächsten Rockergeneration feilt, scheint das Thema aber im Handel wie beim Endverbraucher grundsätzlich noch gar nicht richtig angekommen zu sein. Michael Berner (DSV): „Die Entwicklung von Seiten der Industrie geht zu schnell. Die Rockertechnologie stiftet beim Handel wie beim Endverbraucher derzeit eher noch für Verwirrung. Jeder Hersteller macht sein eigenes Ding, was auch sein Recht ist. Was wir brauchen, ist unbedingt eine durchdringende, schlüssige Argumentationskette.“ Auch Martin Tranninger (Atomic) sieht noch einen weiten Weg vor sich, bis die Rockertechnologie bei der Masse der Skifahrer durchgedrungen ist. „Da sind wir noch weit weg. Und in der Zielgruppe der Racecarver muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, dass Rennski mit Rocker genauso viel oder noch mehr leisten können als ohne.“ Heiko Klein (Intersport): „Ein Großteil der verkauften Ski sind, abhängig von der Region, Rockerski. Dennoch ist das Thema noch nicht richtig beim Konsumenten angekommen. Was ist Rockertechnologie und vor allem welchen Nutzen hab ich davon? Diese Fragen müssen wir ihm unbedingt gemeinsam beantworten“, meint auch er.

Florian Schmidt, Foto Rapp
Dass die Rockermodelle vor allem im Sportcarver- und Allmountainbereich funktionieren, hat der neue DSV SkiTEST laut Testleiter Florian Schmidt eindeutig gezeigt. „Ski mit Rockertechnologie haben im Gelände mehr Auftrieb und sind inzwischen auch auf der Piste drehfreudiger, genussvoller und kraftsparender zu fahren. Mit ihnen macht Skifahren einfach mehr Spaß. Jetzt heißt es für Industrie, Einkaufsverbände und Skiverband, dem Bedarfskäufer diese Vorteile durch gemeinsame Kommunikation und Maßnahmen deutlich zu machen.“ Gefragt sind in naher Zukunft folglich verstärkt Händler-Schulungen, Endverbraucheraktionen und PR-Maßnahmen, die die Skisportler dazu bringen, sich den Rockerski dann auch zu kaufen und nicht nur zu leihen, ergänzt Andreas Rudolf (Sport 2000). Petra Rapp

Dieser Artikel ist auch in der Fachzeitschrift sport+mode (Ausgabe Nr. 10/2012) erschienen. Hier das pdf zum Download.