„Ich kämpfe weiter!“ - DSV-Skirennläuferin Veronika Staber vom WSV Samerberg will die Chance auf Sotchi nutzen

Veronika Staber beim LDU-Test
„Fährst Du überhaupt noch?“ Die Frage hat die alpine Rennläuferin Veronika Staber nach der verkorksten, letztjährigen Weltcupsaison, wo das mehrfach operierte Knie zwar endlich mitgespielt hat, sie aber von einer langwierigen Lungenentzündung stark gehandicapt wurde und keine guten Resultate erzielte, sehr oft gehört. Die Antwort: Ja, sie fährt weiter. „So schnell gebe ich nicht auf!“

Die 26jährige, dreifache Deutsche Meisterin (Riesenslalom 2006 und 2011, Slalom 2012) kommt gerade vom Olympiastützpunkt aus München. Um acht Uhr morgens musste sie dort schon auf dem Ergometer und bei der gesundheitlichen Untersuchung zeigen, was sie derzeit körperlich so drauf hat. „Das ist ganz gut so früh am Morgen, dann kann ich danach noch trainieren“, sagt sie und ist sehr zufrieden mit den Ergebnissen der leistungsdiagnostischen Untersuchung. Die Törwangerin ist nicht nur wieder richtig fit, sie ist auch nach wie vor sehr ehrgeizig. „Halbherzigkeiten sind nicht mein Ding. Wenn ich was mache, mache ich es voll und ganz. Skifahren macht mir einfach nach wie vor sehr viel Spaß und diese wahrscheinlich letzte Chance auf Olympia in meiner Karriere will ich unbedingt noch nutzen.“ Deshalb trainiert sie derzeit auch extrem viel, obwohl das alles jetzt ein bisschen mühsamer geworden ist. Sie ist gemeinsam mit Monica Hübner (SC Garmisch) und Barbara Wirth (SC Lenggries) zurückgestuft worden in den neu geschaffenen Förderkader. Auch Katharina Dürr (SV Germering) trainiert nach Verletzungspause bei ihnen mit. Ein „Auffangbecken“ sozusagen für die, die die Kaderkriterien im letzten Winter nicht erfüllen konnten, denen der DSV aber den Sprung in das Weltcupteam durchaus weiter zutraut.

Foto: Gerwig Löffelholz
Praktisch heißt das für Staber, dass sie sich das Training im Sommer jetzt mehr oder weniger selbst finanzieren und organisieren muss. Unterstützung erhält sie von der Bundespolizeisportschule Bad Endorf. Auch das Material bekommt sie weiter, ihre Ski muss sie derzeit aber selbst präparieren. „Es ist schon brutal anstrengend und sehr zeitaufwendig. Du stehst nach dem Skitraining am Vormittag noch ein paar Stunden im Skikeller und musst danach noch Konditraining machen. So ist der Tag bis ca. 21 Uhr abends total ausgefüllt. Aber irgendwie tut mir diese Selbständigkeit und geforderte Eigeninitiative schon auch sehr gut.“ 

Ob ihr das nichts ausmacht, wenn die anderen DSV-Mädels derzeit ohne sie in Südamerika trainieren? „Nein, im Gegenteil. Ich hätte auch die Option gehabt, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mir besser geht, wenn ich daheim trainiere. Der Reisestress und Jetlag haben mich doch immer sehr belastet die letzten Jahre. So bleibe ich besser im Konditionstraining und falle leistungsmäßig in der Zeit nicht ab. Außerdem hätte ich mir die Reise auch selbst finanzieren müssen.“ Die nächsten Wochen trainiert sie viel am Stilfser Joch, daneben zuhause Kraft bei der Bundespolizeisportschule in Bad Endorf und macht viel Athletik- und Ausdauertraining oft auf eigene Faust. „Ab Herbst trainieren wir dann wieder ganz offiziell mit dem DSV-Team. Da stehen uns dann, je nachdem wie wir in den Qualifikationsrennen abschneiden, wieder alle Türen zurück ins Team offen“, sagt Staber. Sie will sich in diesem Winter vor allem auf den Slalom konzentrieren, wo sie sich stärker einschätzt. Der Weltcupauftakt in Sölden, ein Riesenslalom, steht deshalb eher nicht zur Debatte. „Außer, ich fahre in den ersten Testläufen super gut.“ 

V. Staber, Foto P. Rapp
Die Inngauerin spekuliert auf die Slalomrennen in Levi im November. Dort will sie beim Weltcup dabei sein, dann ein paar Europacuprennen in Skandinavien fahren, um die Punkte zu verbessern und bessere Startnummern zu erhalten. „Ich fühle mich gut, bin fit. Ein guter Saisonstart wäre schon verdammt wichtig für das nötige Selbstvertrauen, um den Traum von Olympia vielleicht doch noch wahr werden zu lassen“, sagt sie. Um sich dafür zu qualifizieren, muss Staber zuerst den Sprung zurück ins Weltcupteam schaffen und dann dort zweimal unter den besten 15 oder einmal unter den besten Acht ins Ziel kommen. Zu wünschen wäre es der mit so viel Talent und Skigefühl gesegneten, sympathischen Samerbergerin, deren Karriere bisher von so extrem viel Verletzungspech, Krankheiten und Schicksalsschlägen begleitet wurde. Petra Rapp