Beeindruckende 4000er-Parade im Schweizer Skiort Saas-Fee

Copyright Petra Rapp
Was für eine Kulisse! Strahlhorn, Allalinhorn, Rimpfischhorn, Alphubel, Täschhorn und der markante Dom - sechs von acht Viertausendern, die Saas-Fee umgeben. Insgesamt sind es sogar 13 Viertausender im gesamten Saastaal, zu dem neben Saas-Fee noch die Gemeinden Saas-Almagell, Saas-Grund und Saas-Balen gehören. Ein Tal mit fantastischen, wie es scheint schier unbegrenzten Möglichkeiten für Berg- und Skisportler, die vor allem Saas-Fee, dieses kleine Gletscherdorf am Fuße der Mischabelkette auf 1800 Meter Höhe, weltbekannt gemacht haben. Zahlreiche internationale Skiteams nutzen hier im Sommer das Gletscherskigebiet zur Saisonvorbereitung und kommen ebenso immer wieder gerne hierher wie auch Wolfgang Pohl, Leiter der Garmischer Berg- und Skischule Vivalpin. Den Werdenfelser zieht es seit 35 Jahren regelmäßig nach Saas-Fee, auch in seiner Freizeit. Die 4000er rundherum hat er alle bestiegen. Jetzt ist es vor allem der schier unendliche Powder, der den begeisterten Skifahrer und Chef des Deutschen Skilehrerverbandes lockt. „Von Saas-Fee aus sieht man nicht nur die meisten Viertausender der Alpen, hier ist auch der Ausgangspunkt zu einigen der schönsten hochalpinen Freerideabfahrten der Schweiz. Mit bis zu zwei Stunden Aufstieg von den Bergstationen Hohsaas (3200 m), Längfluh (2870 m) oder Mittelallalin (3500 m) gelangt man bei guten Verhältnissen zum Ausgangspunkt von langen Traumabfahrten wie der vom 3782 Meter hohen Alphubeljoch ins Mattertal oder vom Egginerjoch nach Saas Allmagell“, schwärmt er.

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Die Sache mit dem Alphubel
Gut schauen die Verhältnisse hier in den Heimatbergen der Schweizer Skilegende Pirmin Zurbriggen eigentlich auf den ersten Blick schon aus. Dank zahlreicher „Genuatiefs“, die nördlich der Alpen Föhnwinde und warme Temperaturen, den Südalpen aber dafür meist reichlich Schnee bescheren, liegt in Saas-Fee auch im April noch Schnee en masse. Der Himmel zeigt sich tiefblau. Das weiße Gipfelplateau des Alphubels strahlt neben dem Täschhorn verlockend herunter. Vor ein paar Jahren im Sommer von der anderen Seite via Täschhütte zu Fuß gemeistert und oben auf 4206 Metern 4000er-Premiere gefeiert, wäre das ein verdammt gutes Ziel und eine schöne Abrundung des damals Erlebten, ihn jetzt mit Ski zu besteigen und durch den Powder ins Tal zu schweben, statt wie vor Jahren stundenlang anfangs mit öden Schneeschuhen und dann drückenden Bergstiefeln herunter zu hatschen. „Zuerst geht es mit der Bahn hinauf auf das Mittelallalin (3500 m), dann eine kurze Abfahrt zum Ausgangspunkt. Von dort steigen wir 900 Höhenmeter auf und als Belohnung warten dann 2300 spannende Höhenmeter Abfahrt mitten durch die Seracs hinunter nach Saas-Fee auf Euch“, sagt Bergführer Peter von den Saas-Fee Guides zum eigentlichen Plan. „Aber halt nur, wenn die Verhältnisse passen“, ergänzt er. Tun sie dann leider nicht am nächsten Morgen. Viel Schnee ist schön, aber zu viel Schnee, wie es hier in Saas-Fee im März und April des Öfteren vorkommen kann, ist heikel für Freerider. Lawinenwarnstufe 4 heißt dann also onpiste statt offpiste für die Gruppe.


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Pistenpowern
Auch keine allzu große Tragik. Saas-Fee zählt zu den zehn größten Skigebieten im Wallis. Auf gut 100 Kilometern Piste und Skirouten in allen Schwierigkeitsgraden vom Plattjen über Morenia und Mittelallalin bis hin zum Längfluh und Spielboden kann man sich schon auch onpiste verdammt gut austoben und sich während der Liftauffahrten einfach nur von dieser grandiosen Kulisse berauschen lassen. Und ein wenig Ausschau halten, was wo offpiste geht, wenn es denn die Verhältnisse wieder zulassen. Ein paar Schwünge im frischen, sicheren Powder neben den beiden Schleppliften hoch oben am Mittelallalin im Angesicht des Allalinhorn und ein zwei Fahrten durch das Felsental neben der Felskinnbahn sind diesmal dennoch drin.

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Die Luft ist dünn in der Höhe und die Kräfte schwinden schnell im Laufe des Tages nach ein paar durchgebretterten Abfahrten. Wer Stärkung braucht: Ein Abstecher zum Restaurant Allalin, dem höchsten Drehrestaurant der Welt auf 3 500 Meter, lohnt. Das ganze Restaurant dreht sich in einer Stunde um 360 Grad um die eigene Achse und bietet einen tollen Rundumblick, wenn das Wetter mitspielt. Dorthin kommt man mit der Metro Alpin, die 1984 als höchstgelegene unterirdische Standseilbahn ihre Weltpremiere feierte. Sie führt auf ihrer rund 1,5 Kilometer langen Strecke zur Endstation Mittelallalin mit einer Neigung von bis zu 48 Prozent unter zwei Gletschern hindurch. Auch einen Besuch wert: der Eispavillon, den die Saas-Feer Touristiker sogar als „achtes Weltwunder“ titulieren, weil es sich hier auf dem Mittelallalin auf 3500 Meter Höhe um die größte Eisgrotte der Welt (5500 qm) handeln soll. Schön anzuschauen ist sie allemal.

Am späten Nachmittag dann ein kurzer Einkehrschwung im Bergrestaurant Gletschergrotte und letzte Schwünge hinunter ins Dorf, wo an der Black Bull Snowbar der Après-Skibär steppt. In gemäßigter und weit angenehmerer Form, als man es aus manchen Tiroler Skiorten kennt.

„Perle der Alpen“ – auch dank nachhaltigem Engagement

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Vieles in diesem Walliser Dorf, in dem der deutsche Dichter Carl Zuckmayer von 1957 bis zu seinem Tod 1977 (gestorben im nahen Visp) lebte und von dem er sagte „Man steht am Ende der Welt und zugleich an ihrem Ursprung, an ihrem Anbeginn und in ihrer Mitte“ ist angenehmer als anderswo, weil das Ergebnis einer jahrzehntelangen Nachhaltigkeitspolitik. Bereits 1951 entschied Saas-Fee, autofrei zu bleiben. Im Ort verkehren nur Elektrobusse. Um deren Batterien wieder aufzuladen, werden zu 100 Prozent erneuerbare Energien verwendet. Saas-Fee ist außerdem Gründungsmitglied der „Allianz in den Alpen“, einem Gemeindenetzwerk, das sich für die Umsetzung der Alpenkonvention (ein völkerrechtliches Übereinkommen zum umfassenden Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung der Alpen) einsetzt. 2002 erhielt die Gemeinde zudem das Label „Energiestadt“, ein Leistungsausweis für Gemeinden, die eine nachhaltige kommunale Energiepolitik vorleben und umsetzen. Seit 2012 bezieht Saas-Fee für das gesamte Gemeindegebiet sauberen Strom aus Walliser Wasserkraft, erhält zudem als erste hochalpine Gemeinde der Schweiz ein solarthermisches Nahwärmenetz, sagt dem krebserregenden Feinstaub den Kampf an und rüstet die 250 Holzfeuerungen in der Gemeinde mit Partikelfiltern aus. Saas-Fee ist so auf dem besten Weg, zur ersten feinstaubfreien Gemeinde in den europäischen Alpen zu werden. Ein außergewöhnlicher Ort, der zusammen mit den Nachbargemeinden Saas-Grund, Saas-Balen und Saas-Almagell seit Oktober 2011 als „Freie Ferienrepublik Saas-Fee“ auch in Sachen Tourismus-Marketing andere Wege geht als übliche Destinationen.

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Allzu viel Marketing braucht es hier aber eigentlich gar nicht. Diese grandiose 4000-er Kulisse und das ursprüngliche Flair dieses Ortes spricht für sich und zieht einen immer wieder her. Wie auch die diesmal vielen unbefahrenen weiße Powderhänge, die bereits auf der schönen und stressfreien Heimfahrt mit dem Zug die Sehnsucht auf das nächste Mal wachsen lassen. 

Text und Fotos: Petra Rapp


INFO-BOX SAAS-FEE:

ANREISE:
Die Freie Ferienrepublik Saas-Fee ist mit Zug, Auto oder PostAuto gut erreichbar und verfügt über genügend Parkplätze (gebührenpflichtiges Parkhaus). Nachhaltig und bequem: mit dem Zug direkt nach Visp und von dort mit dem öffentlichen Bus nach Saas-Fee. Ab Zürich, Genf, Basel und Mailand beträgt die Reisezeit in öffentlichen Verkehrsmitteln etwa drei Stunden. Nach der Ankunft in Saas-Fee Abholung der Gäste durch die Hotels mit dem Elektrotaxi. Innerorts verkehren im autofreien Saas-Fee öffentliche Elektrobusse zu den Skiliften.

UNTERKUNFTSTIPP:
Sunstar Hotel Saas-Fee, https://saasfee.sunstar.ch.Das im Jahr 1893 erbaute "Romantik Hotel Beau-Site" liegt mitten im Zentrum von Saas Fee


KONTAKTADRESSE:
Saas-Fee / Saastal Tourismus
Tel. +41/27 958 18 58



EVENTS:
Adrenalin Cup Saas-Fee: Beim Adrenalin Cup Saas-Fee gibt es elf verschiedene Disziplinen, die im ganzen Skigebiet verteilt sind. Bei jeder Disziplin wird entweder ein automatisches Video oder Foto gemacht. Mit jedem Lauf sammelt man Punkte und kann tolle Preise gewinnen.

Allalin Rennen – Teilnehmer aus ganz Europa messen sich bei dieser Volksabfahrt in verschiedenen Disziplinen