„Ich kann mich gut überwinden“ - Carina Stuffer (WSV Samerberg) feiert in Garmisch auf der Kandahar im Super-G ihr Comeback im Weltcup.

Carina Stuffer (WSV Samerberg), Foto @photoevenment.gillesbaron 
Es ist eigentlich kein besonders gutes Gefühl, mit der letzten Startnummer in ein Rennen zu gehen. Man kann sich schon ein wenig verloren vorkommen, wenn rundherum schon angefangen wird, aufzuräumen und abzubauen. Doch für Carina Stuffer vom WSV Samerberg war es dennoch ein echter Glücksmoment, als sie am vergangenen Sonntag auf der Kandaharstrecke in Garmisch-Partenkirchen mit Startnummer 42 ins Rennen des Super-G gehen konnte. Fast genau zwei Jahre nach ihrem Weltcup-Debut an gleicher Stelle durfte die 22-jährige nach einigen Verletzungspausen nun zum zweiten Mal in ihrer jungen Karriere bei einem Weltcuprennen dabei sein. Sie fuhr ein beherztes Rennen, belegte als zweitbeste DSV-Athletin Rang 32 und verpasste ihren ersten Weltcuppunkt nur um 17 Hundertstel. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. 2,3 Sekunden Rückstand auf die beiden Siegerinnen ist für mich aktuell voll ok und ich bin auch mit meiner technischen Leistung zufrieden“, sagt Stuffer. Die junge Samerbergerin ist jetzt nach eigener Aussage wieder richtig fit und mental gut drauf. Darauf will sie die nächsten Wochen aufbauen und in den Speed-Disziplinen Abfahrt und Super-G weiter durchstarten.

Mit Respekt, aber ohne Angst am Start
Die 22jährige Carina Stuffer (WSV Samerberg)
 liebt Speed, Foto DSV
Was reizt eine junge Frau daran, sich mit über 100 km/h eisige Rennpisten herunterzustürzen? Hat sie keine Angst? „Angst würde ich es nicht nennen, Respekt hat glaube ich jede/r, vor allem in der Abfahrt. Aber das ist auch gut so. Ich kann das aber anscheinend ganz gut ausblenden, das ist schon eine Stärke von mir. Verletzungen lassen einen aber schon mehr nachdenken. Ich hatte bis jetzt aber Glück und noch keine allzu schweren Verletzungen, aber auch die kleinen bewirken schon etwas. Ich bin froh, damit ganz gut klarzukommen.“

Ihre Vorliebe für die Speed-Disziplinen zeigte sich schon bei den ersten Super-G-Rennen im Schülerbereich. „Bewusst habe ich mich nicht dafür entscheiden, aber meistens macht man dann doch das, wo man am besten ist.“ Zu den besten seines Jahrgangs gehörte auch ihr Vater Hans Stuffer, der im Weltcup dreimal (zweimal im Super-G, einmal im RS) auf dem Podium stand und 1983 und 1985 Deutscher Meister im Riesenslalom wurde. Auch ihre beiden Brüder sind alpine Skirennen gefahren. Ihr Weg in den alpinen Rennzirkus war der jüngsten der drei Stuffer-Kinder folglich in die Wiege gelegt. Oder gab es auch anderes, was sie ebenso gereizt hätte? „Skifahren stand bei mir schon immer an erster Stelle und hat mir immer Spaß gemacht. Klar will man an die Weltspitze kommen und das Bestmögliche erreichen, jedoch habe ich mir immer gedacht, falls es mir keinen Spaß mehr macht, gibt es auch noch andere Wege. Bis jetzt konnte ich aber glücklicherweise noch meinen Plan A verfolgen!“

Talentschmiede WSV Samerberg
Carina mit ihrem Vater Hans Stuffer,
selbst ehemaliger Weltcupfahrer
Eine gute Basis dafür scheint in ihrem Heimatverein WSV Samerberg gelegt worden zu sein, der immer wieder großartige Talente in die Weltspitze gebracht hat, zuletzt Vroni Staber bei den Alpinen und Paul Eckert bei den Skicrossern. Was zeichnet ihrer Meinung die Stärke des Vereins aus? „Wir waren immer eine riesige Trainingsgruppe und an erster Stelle stand wirklich immer der Spaß an der Sache. Dazu kam die gewissenhafte Arbeit von Ernst Staber, Georg Wimmer und meinem Papa. Sie hatten einen super Zusammenhalt und haben sehr viel Fleiß und Aufwand in den Verein gesteckt, der dadurch sehr profitiert hat. Leider sind Ernst und Schorsch beide schon viel zu früh verstorben.“ Direkte sportliche Vorbilder hat sie nicht, aber ihr Vater habe ihr sehr viel mitgegeben, sagt sie, und sie „ist stolz, etwas in seine Fußstapfen treten zu können, auch wenn da schon noch etwas fehlt“.

Weiter Erfahrungen sammeln
Den notwendigen Mut und die Überwindungsfähigkeit, sich in den Speed-Disziplinen in Zukunft im Weltcup etablieren zu können, hat sie. „Auch, dass mir nicht alles in den Schoß gefallen und ich mir doch einiges erkämpfen und erarbeiten musste, hat mich sicher stärker gemacht. Was mir noch fehlt, sind sicherlich Erfahrung und eine gewisse Beständigkeit auch in schwierigen Situationen. Einsätze im Weltcup wie diese sind wichtig, auch wenn hohe Startnummern und schwierige Pisten nach außen vielleicht manchmal ziemlich aussichtslos aussehen. Mit jedem Rennen lernt man etwas, das einem mehr Vertrauen gibt und einem wieder einen Schritt nach vorne bringt. Das dauert vielleicht etwas, aber längerfristig gilt es für uns jüngere Fahrerinnen, die Lücke zu unserer Top-Fahrerin Kira Weidle zu schließen.“ Carina Stuffer ist auf einem guten Weg dazu.

Auf dem Plan stehen jetzt wieder Europacup-Rennen: Anfang Februar zwei SuperGs im italienischen Sarntal, danach zwei Abfahrten in Crans Montana und das Europacup Finale in Soldeu, Andorra. „Wenn ich weiterhin gute Leistungen zeige, hoffe ich natürlich auch nochmal auf einen Start im Weltcup.“ Und sie hofft, verletzungsfrei zu bleiben, damit Plan A weiter erste Priorität bleiben kann. Einen Plan-B gibt es aber auch. „Ich bin bei der Spitzensportförderung der Bayrischen Polizei und habe damit eine super Absicherung, wenn es mit dem Skifahren irgendwann nicht mehr klappen sollte. Ich mache meine Polizeiausbildung in den Sommermonaten und habe dann die Möglichkeit, direkt nach meiner sportlichen Karriere in das ‚normale‘ Berufsleben einzusteigen.“ Das darf aber ruhig noch warten. Petra Rapp