Unterwegs im Kleinwalsertal – Mit Naturverständnis

Der Hohe Ifen im Kleinwalsertal, Foto Kleinwalsertal Tourismus/B. Morell
Unten grün und oben – mehr oder weniger – weiß. So war es meist in diesem Winter. Jetzt im Frühjahr ist das völlig ok und für Skienthusiasten eine sehr genussvolle Zeit, wo sie noch geniale Stunden auf den Brettern erleben können. So wie im Kleinwalsertal, wo sich Mitte März die Pisten in bestem Zustand zeigen. Frau Holle hat über Nacht sogar noch das Tal in zartes Weiß gekleidet, das zwar schnell wieder wegtaut, oben im schönen Skigebiet am Hohen Ifen aber noch ein paar schöne Powderschwünge direkt neben der Piste möglich macht. Gefahren wird aber nur dort, wo es auch erlaubt ist. Stopp-Schilder am Pistenrand weisen eindrücklich darauf hin, wo hier Wald-Wild-Schongebiete angrenzen, die Wintersportler mit und ohne Brettern an den Füßen bitte unbedingt meiden sollen. „Die Schilder sind ein Teil des Projektes ‚Natur bewusst erleben‘, das hier im Tal 2018 gestartet wurde“, erklärt Jörn Homburg von den Oberstdorf Kleinwalsertal Bergbahnen.

Zukunftsweisende Natur-Projekte
Foto Petra Rapp
Ein besonderes Projekt an einem besonderen Berg in einem besonderen Tal: Das zwölf Kilometer lange Kleinwalsertal gehört zum österreichischen Bundesland Vorarlberg, ist aber auf Grund der geografischen Lage in den Allgäuer Alpen nur über Deutschland (Oberstdorf) zu erreichen. Eine Enklave mit wirtschaftlichem Sonderstatus und Einwohnern, denen ihre Heimat und vor allem die Natur sehr wichtig sind, was sie mit bemerkenswerten Aktionen zeigen. „Natur bewusst erleben“ ist eines davon. Die im Alpenraum zukunftsweisende Initiative zur Vereinbarung von Lebens- und Freizeitraumnutzung wurde von der Tourismusgenossenschaft gemeinsam mit allen lokalen Interessensgruppen, einem Naturraumplanungsunternehmen und dem Institut für Ökologie der Universität Innsbruck erarbeitet. Das Tal bekennt sich zu einer nachhaltigen und naturverträglichen Zukunft und will dafür sorgen, dass die Gäste die vielfältige Natur bewusst und verantwortungsvoll erleben können.

Jörn Homburg, Foto Petra Rapp
Die regionalen Bergbahnen Oberstdorf Kleinwalsertal ziehen entsprechend mit. Sie wollen, so Jörn Homburg, mit ihrem Projekt „MyMountainNature“ zeigen, dass Wintersport auch in Zeiten des Klimawandels durchaus nachhaltig betrieben werden kann. „Wir wissen, dass ohne intakte Natur auch kein unbeschwertes Wintersportvergnügen möglich ist. Darum setzen wir viel Energie ein, diesen Naturraum zu schützen und zu pflegen.“ Der operative Betrieb bei den Bergbahnen wird deshalb laut Betreiber mit 100 Prozent Ökostrom aus Wasserkraft bestritten. Zusätzliche PV-Anlagen und ein Wasserkraftwerk ergänzen die eigene Stromerzeugung. Die 35 Pistenraupen fahren mit biologischem HVO-Kraftstoff, der die Emissionen um rund 90 Prozent senkt. 

Foto Kleinwalsertal Tourismus
„Wir wollen kein Greenwashing betreiben, sondern nehmen die ökologischen, ökonomischen wie auch sozialen Herausforderungen des Klimawandels sehr ernst. Mit entsprechenden Maßnahmen wollen wir dafür sorgen, diesen wunderschönen Sport auch für die kommenden Generationen im Einklang mit der Natur möglich zu machen.“

Man nimmt es Jörn Homburg ab, dass er mit viel persönlichem Engagement dahintersteht, wenn er leidenschaftlich davon erzählt, wie die Bergbahnen beispielsweise mit durchdachter Besucherlenkung, möglichst effektiven Verkehrsleitsystemen oder noch mehr Anreizen für die Gäste zur öffentlichen Anreise die Belastung für die Natur im Kleinwalsertal in Zukunft weiter senken und das Landschaftsbild erhalten wollen. Nicht genutzte Gondeln verschwinden deshalb in einer großen Garage unter der Mittelstation, Beschneiungsanlagen und sonstige Maschinerie soweit möglich dann im Sommer ebenfalls und die Dächer der Liftstationen werden begrünt. „Jedes kleinste Puzzleteil zählt auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Wintersport“, sagt Homburg, „deshalb hat die 10er-Kabinenbahn am Ifen, in der wir gerade sitzen, auch keine Sitzheizung.“ Sie sind auf einem guten Weg im Kleinwalsertal.

Text: Petra Rapp


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