Abgefahren: Kaunertaler Gletscher

Gleich vorweg: Es war ein genialer Skitag am vergangenen Samstag am Kaunertaler Gletscher in Tirol. Der Föhn schlug dem Winter noch einmal ein Schnippchen: Warme Temperaturen bis acht Grad auf 3000 Metern, blauer Himmel und eine phantastische Fernsicht. Das bei einer Schneelage, die schon überraschend gute Abfahrten auch neben der Piste erlaubt. Bereits im August hat es hier zum ersten Mal geschneit, seit 20. September sind die Lifte offen. 163 Zentimeter Schnee sind es im Moment. Der letzte Neuschnee kam am Freitag.

Der Weg ins Kaunertal ist zwar weit und die 26 Kilometer lange Serpentinenstraße hinauf von Feichten zieht sich, doch er lohnt sich. Im Vergleich zu anderen Gletschern geht es hier noch relativ gemütlich zu. Oben am großen Parkplatz auf 2750 Metern breitet sich das ganze Skigebiet unterhalb der Weißseespitze (3518 Meter) aus. Das Publikum: Rennteams, viele Youngster, die ab dem späten Vormittag den riesigen Snowpark bevölkern, und neben normalen Pistenfahrern auch schon viele powderhungrige Freerider mit ihren breiten Latten. Das Kaunertal hat sich nämlich seit der Einführung seines „Check your line“-Freeride-Konzeptes vor zwei Jahren zum echten Hot Spot für Freerider entwickelt.

Zum Einfahren geht es erst einmal wieder runter auf griffigen, gut präparierten und abwechslungsreichen roten Pisten zur Talstation des Ochensalm-Liftes auf 2150 Metern. Abseits zu fahren empfiehlt sich hier noch nicht. Das geht besser oben, den langen Doppel-Schlepper hinauf auf das Falginjoch (3180 Meter). Dann entweder die klassische Freeride-Abfahrt zum Einfahren gleich links neben dem Lift hinunter, die aber schnell zerfahren ist. Ein bisschen weiter rechts vom Lift wird es schon besser, weil alpiner. Wer hier fahren will, sollte schon gut auf den Ski stehen und die alpinen Regeln beachten. Eine andere schöne Variante ist die direkt unterhalb der Weißseespitze. Hier in den Schattenhängen kommt echtes Powderfeeling auf. Auch an den Nörderjoch-Schleppliften können Freigeister, die nicht auf der Piste bleiben wollen, schon ein bisschen nebenher fahren. Aber große Angst ums Material darf man hier derzeit nicht haben. Ein Erlebnis: Die Aussicht auf das gesamte westliche Alpenpanorama oben auf der neuen, behindertengerechten Aussichtsplattform an der Karlesjochbahn auf 3108 Metern. Kein wirklich prickelndes Erlebnis: das Essen und die Preise im Gletscherrestaurant. Weitere Infos unter www.kaunertaler-gletscher.at. Petra Rapp

Fotos: Michael Neumann / Red-Gun.com

Der Artikel ist auch in der heutigen Ausgabe der Münchner Abendzeitung erschienen.