Den großen Sprung im tiefen Powder geschafft

Pia Widmesser aus Kiefersfelden startet als erste Deutsche ab Januar 2011 bei der „Freeride World Tour“. 

Strahlend blaue Augen. Groß gewachsen und eine Figur, die mit ihren langen, schlanken Beinen eher an eine Langstreckenläuferin erinnert als an eine der besten Freeriderinnen der Welt. „Ja, ich hab ziemlich viel trainiert in letzter Zeit, vor allem Ausdauer. Wir Freerider müssen ja auch sehr viel aufsteigen“, erzählt Pia Widmesser in ihrer ruhigen Art bei einem Termin ihres Sponsors W.L. Gore vergangene Woche im Kaunertal. Ob Kondition und Kraft reichen, wird sich dann vom Januar bis März zeigen. Die 26-jährige aus Kiefersfelden ist auf Ski groß geworden. Zuerst als klassische alpine Rennläuferin im Skiverband Inngau, wo sie für den WSV Oberaudorf bei Kinder- und Schülerrennen an den Start ging. Dann als Ski Crosserin, wo sie es bis ins Nationalteam schaffte. Und seit einigen Jahren, weil ihr Ski Cross zu gefährlich wurde, als Freeriderin. Wenn sie nicht Ski fährt, studiert sie in Rosenheim BWL. Dieses Semester hat sie sich frei genommen. Aus gutem Grund: Sie ist die erste deutsche Freeriderin, die sich durch ihren Sieg bei der Qualifier-Tour 2010 für die „Freeride World Tour 2011“ qualifizieren konnte. Auf Pia Widmesser warten ab Januar mit Chamonix-Mont-Blanc (FRA) und Kirkwood (USA) zwei Freeride World Tour-Events sowie drei „4-Star Freeride World Qualifier-Events“ in La Clusaz (FRA), Hochfügen (AUT) und Nendaz (SUI). Die besten vier Mädels dürfen dann am 19. März beim großen Finale, dem Nissan Xtreme Verbier 2011 by Swatch (SUI), antreten.
Foto: Michael Neumann
 Pia Widmesser ist eine von acht internationalen Riderinnen, die bei der Tour um den Titel der weltbesten Freeriderin kämpfen werden. Pias Ziel: „Ich will es einfach nur genießen. Für mich ist es eine große Ehre, dabei zu sein.“ Ob sie Angst hat, wenn sie bei einem solchen Freeride-Contest mit vielen steilen Cliffs und engen Rinnen an den Start geht? „Na ja, am Start denk ich mir schon immer wieder: Warum tu ich mir das eigentlich an? Aber dann, wenn ich im Ziel bin, dann ist das einfach schon ‚a unglaublich guads Gfui‘, ein riesiger Kick.“ Diesen Kick will sie gerne mitnehmen bis ins Ziel nach Verbier. Den Sprung dorthin zu schaffen, wäre ihr Traum.

Sie hat vergangenen Winter nicht nur die Contests gefahren, sondern zusammen mit  Sandra Lahnsteiner (AUT), Laura Bohleber (SUI), Lorraine Huber (AUT), Giulia Monego (ITA) und Melissa Presslaber (AUT) in den besten Backcountry Terrains der Alpen auch den ersten europäischen Girls-Freeride-Roadmovie gedreht. In „As we are“ kann man am Dienstag, 14. Dezember, im Rosenheimer Ballhaus (Beginn 20 Uhr) sehen, dass Pia Widmesser es einfach hat, dieses „guade Gfui“ für den Powder. Ein Gefühl, das sie vielleicht bis nach Verbier bringen wird. Infos: www.piawidmesser.de, www.freerideworldtour.com. Petra Rapp

Der Artikel ist auch im Oberbayerischen Volksblatt (Link) und in der neuen Dezember/Januar-Ausgabe des Magazins Ski Presse (Link, Seite 66) erschienen.