Langlaufen: "Locker bleiben und genießen!"

Tipps von Alexander Wörle, DSV Skilanglauflehrer und langjähriger Teamchef des DSV Bundeslehrteams Nordic sowie Leiter des DSV Nordic Aktiv Ausbildungszentrums Bayern (www.ausbildungszentrum-bayern.de).

Ist Langlaufen im Trend? 
Wörle: Wir stellen seit einigen Jahren einen ganz starken Langlauftrend fest. Diese Entwicklung zeigt sich auch in Teilnehmerzahlen bei Langlaufkursen und Trainerausbildungen. Am DSV Ausbildungszentrum Bayern haben wir in den letzten drei Wintern fast doppelt so viele Trainerausbildungen durchgeführt als die Jahre vorher. In den DSV nordic aktiv-Zentren wie Bayrischzell (www.nordic-aktiv-schule.de) sind Classic- und Skatingkurse gefragt wie noch nie. Und diese Entwicklung ist in allen Altersgruppen zu verzeichnen. Langlauf wird eindeutig "jünger".

Wie beurteilen Sie die Langlaufsaison bisher? 
Wörle: Die Saison lief bisher regional sehr unterschiedlich. In den schneesicheren Gebieten wie Sutten, Spitzingsee oder Bayrischzell findet man seit Anfang Dezember perfekte Bedingungen. Auch während des Wärmeeinbruchs um Weihnachten waren dort die Loipen immer bestens präpariert. Da sich das schnell herumspricht, waren natürlich auch entsprechend viele Langläufer unterwegs. In etwas tiefer gelegenen Gebieten war die Saison eher durchwachsen. Grundsätzlich kann man sagen, dass Langläufer - eher als Alpinskifahrer - auf den Schnee direkt vor der Haustür warten. Ist der da, geht der Run auf die Loipen los.

Klassisch oder Skating – für wen eignet sich was am besten? 
Wörle: Der große Vorteil der klassischen Technik ist, dass man auch ganz langsam und gemütlich (ski)wandern kann. Wenn es mir zu anstrengend wird, kann ich auch langsam gehen. In der Skatingtechnik brauche ich immer eine gewisse Grundgeschwindigkeit, der Ski muss immer gleiten. Das ist - zumindest für den Einsteiger - deutlich anstrengender. Allerdings kann ich - wenn ich die Technik beherrsche - im Skating auch deutlich höhere Geschwindigkeiten erzielen. Und das macht natürlich auch extrem Spaß. Kurz: für den Einsteiger und konditionell etwas Schwächeren eignet sich die Klassiktechnik. Wer sportlich und gut trainiert ist, der kann ganz nach Lust und Laune beide Techniken genießen.

Was bevorzugen Sie persönlich? 
Wörle: Als DSV-Ausbilder muss ich natürlich in beiden Bereichen "zuhause" sein. Aber ich erwische mich schon immer wieder, dass ich dann doch wieder die Skatingski aus dem Skisack ziehe. Die höhere Geschwindigkeit beim Skaten hat einfach ihren Reiz. Da ich im Sommer sehr gerne mit den Inlinern trainiere, kommt mir im Winter auch die Skatingtechnik entgegen.

Was empfehlen Sie jemanden, der das Langlaufen einmal ausprobieren möchte? 
Wörle: Ich würde unbedingt die Teilnahme an einem Schnupperkurs bei einem ausgebildeten Trainer empfehlen. Oft reichen ein paar kleine Tipps vom Experten, dass aus Anstrengung und Unsicherheit fast von alleine Spaß und Genuss entstehen. Der Trainer zeigt mir, wie ich ohne Überanstrengung den Berg hoch und auch sicher wieder hinunter komme. Ich würde mir dafür die passende Ausrüstung im Sportfachhandel ausleihen. Für Einsteiger gibt es etwas breitere und kürzere Ski, auf denen man sehr sicher steht. Der größte Fehler bei Einsteigern ist übergroßer Ehrgeiz. Mein Motto: Locker bleiben, langsam laufen und genießen - die Bewegung und die herrliche Natur! Und zum Abschluss dann den wohlverdienten Einkehrschwung nicht vergessen!

Interview: Petra Rapp
Der Artikel ist auch auf der TZ Draußen-Seite erschienen: pdf zum Download