Sepp Rottmoser, Weltmeister im Skibergsteigen: Mit Speed und Adrenalin durchs Leben


Sepp Rottmoser, Foto Rapp
Rosenheim – Parallel zur alpinen Ski-WM in Schladming fand Anfang Februar im französischen Pelvoux die Weltmeisterschaft der Skibergsteiger statt. Sprint-Europameister Sepp Rottmoser aus dem Rosenheimer Stadtteil Aisingerwies holte mit einer beeindruckenden Leistung Doppelgold für den Deutschen Alpenverein. Der 23jährige Soldat im Skizug der Bundeswehr, der in einer Wintersaison bis zu 170 000 Höhenmeter auf Ski zurücklegt, wurde als erster Deutscher überhaupt Weltmeister in der Seniorenklasse (Sprint) und gewann zudem den Titel in der Espoir-Klasse (U23). Sowohl im Vertical- als auch im Single-Race belegte er zudem in der Espoir-Klasse Platz 4 und zählt damit zur absoluten Weltspitze in dieser außergewöhnlich anspruchsvollen Sportart.

Seit wann gehst Du Skitouren?
Rottmoser: Ich habe mit sieben Jahren angefangen. 2006 habe ich in einem Jugendcamp meinen ersten Wettkampf bestritten, wurde gleich Zweiter und bin seitdem Mitglied im DAV-Nationalteam.

Was reizt Dich am Skitourenrennlauf?

Rottmoser: Man kann hier beim Aufstieg wie auch bei der Abfahrt total an seine Grenzen gehen. Die Kombination aus beidem finde ich extrem spannend.

Deine Stärken? Deine Schwächen?
Rottmoser: Meine Stärken liegen ganz klar im Sprint und in der Abfahrt. Da gehöre ich sicher zu den Besten. Lange Aufstiege wie bei den Single-Rennen sind nicht so meins, dazu bin ich auch zu schwer. Ich wiege sicher 20 Kilo mehr wie die Single-Spezialisten. Aber ich fühle mich wohl so und bin fit. Ich denke, es ist schwierig, in allen Disziplinen vorne dabei zu sein. Auch unser Sport spezialisiert sich immer mehr.

Wie sieht Deine Ernährung aus?

Rottmoser:Ich ernähre mich ausgewogen und gesund, verzichte möglichst auf Fast Food. Ich habe aber keinen speziellen Ernährungsplan.

Lieber Aufstieg oder Abfahrt?
Rottmoser: Abfahrt, ganz klar. Der schönste Moment im Rennen ist für mich, wenn ich nach dem Wechsel oben die Skibrille aufsetzen kann und es bergab geht. So eine Abfahrt mit 1500 Höhenmetern im freien Gelände mit den dünnen Latten zu bewältigen, ist unheimlich herausfordernd und spannend.

Dann wären Freeride-Rennen ja auch was für Dich?

Rottmoser: Ja, auf alle Fälle. Das werde ich auch in Kürze mal ausprobieren. Da bin ich gespannt, wo ich im Vergleich zu den Spezialisten stehe.

Wie wichtig ist Dir Geschwindigkeit im sonstigen Leben?

Rottmoser: Ich mag’s schon gerne überall schnell.

Bist Du ein Typ, der regelmäßig einen Adrenalinkick braucht?
Rottmoser: Ich würde lügen, wenn ich nein sagen würde.

Wie regeneriert man nach so einer Weltmeisterschaft?

Rottmoser: Regeneration ist wichtig. Wir haben zwar schon auch ordentlich gefeiert in Frankreich, aber wir haben auch gut mit lockeren Trainingseinheiten Laktat abgebaut und aktiv regeneriert.

Hat sich jetzt schon was verändert mit den Weltmeistertiteln für Dich?
Rottmoser: Das Medieninteresse ist seither schon deutlich gestiegen, aber mit anderen Sportarten sicher nicht vergleichbar.

Was kommt jetzt in dieser Saison noch?
Rottmoser: Am kommenden Wochenende ist im Allgäu am Hochgrat Deutsche Meisterschaft. Aber ich bin eventuell in der Türkei auf einem Sichtungsweltcup, das steht noch nicht fest. Dann stehen noch drei Weltcuprennen an, das nächste Anfang März in Clusone (ITA).

Deine sportlichen Ziele noch in diesem Winter? Langfristig?

Rottmoser: Ich bin im Moment noch Dritter in der Sprint-Gesamtwertung im Weltcup. Da möchte ich am Ende schon gerne ganz vorne stehen. Den Gesamtweltcup habe ich noch nie gewonnen. Nächste Saison möchte ich gerne meinen Sprint-Europameistertitel verteidigen.

Und dann?
Rottmoser: 2014 will ich meinen Meister in meinem Beruf als Landschaftsgärtner machen und eventuell die Ausbildung zum Ski- und Bergführer beginnen. Sportlich muss ich schauen, auf welchem Niveau ich dann weitermachen kann. Ich werde aber immer Alpinsportler bleiben, aber mein Beruf ist mir schon auch wichtig.

Was steht im Sommer auf dem Plan?
Rottmoser: Ich werde sicher in den Dolomiten und im Kaiser einige spannende Touren klettern.

Welche Sportart hättest Du sonst gerne leistungssportmäßig betrieben?

Rottmoser: Ich bin schon eher ein Wintersportler und habe es mal mit Langlaufen probiert, aber da fehlt mir einfach der Kick, den ich beim Skibergsteigen beim Bergabfahren erlebe. Ich brauche einfach das freie Gelände mit seinen Herausforderungen.

Interview: Petra Rapp 

Foto: werbegams.at