Ausprobiert: Marker Kingpin Touren-/Freeride-Bindung

Foto: Marker
Im Markt der Skitouren-Bindungen tut sich derzeit viel und eins lässt sich sicher sagen: Pin-Bindungen sind ganz klar im Vormarsch. Allein in Österreich waren laut Karl Posch vom österreichischen Skitourenverband Askimo im letzten Winter mehr als 50 Prozent der verkauften Modelle Pin-Bindungen. Die wesentlichen Vorteile gegenüber Rahmenbindungen: Pin-Bindungen sind leichter, bieten mehr Bewegungsfreiheit sowie eine bessere Kraftübertragung. In dieser Saison kommen einige neue, erstmals auch TÜV-zertifizierte Modelle auf den Markt. Eine davon, die brandneue Marker Kingpin wurde vor kurzem am Stubaier Gletscher vorgestellt und von unserer Redaktion getestet.

"Gut zweieinhalb Jahre intensive Forschungs- und Produktionsarbeit von vier Ingenieuren stecken in der neuen Kingpin, ein übrigens komplett in Europa gefertigtes Produkt", erklärt Michael Bückers von Marker. "Uns war dabei vor allem wichtig, eine Pin-Bindung zu entwickeln, die optimale Kraftübertragung und hohen Gehkomfort bietet, sehr leicht, aber trotzdem sehr sicher und auch in schwierigem Gelände problemlos zu handeln ist." Leicht ist sie, obwohl die edle Optik nach mehr aussieht: Die Kingpin wiegt pro Stück inklusive Skibremse nur 730 Gramm. Und sicher auch: Die nach DIN ISO 13992:2007 TÜV zertifizierte Bindung besitzt eine definierte, einstellbare Sicherheitsauslösung, die zuverlässig in allen Fahr- und Sturzsituationen und dank aktivem Längenausgleich auch bei starker Skidurchbiegung auslöst. Die Bindung liefert als eine der ersten Pin-Bindungen reproduzierbare Auslösewerte, die auf einem herkömmlichen Auslösegerät überprüfbar sind. 

Die Bedingungen beim Praxistest sind mehr als schwierig: So ziemlich komplettes "Whiteout" am Stubaier Gletscher, dazu heftige Sturmböen und Neuschnee. Das Einsteigen in die Bindung geht aber dennoch ungewohnt leicht. Kein ewiges Gefummel, die Löcher im Schuh vorne auch richtig zu treffen und die Bindung dort zu fixieren. Individuell justierbare Anschläge stoppen den Schuh am richtigen Punkt. Der mit sechs Federn ausgestattete Vorderbacken aus hochwertigem Stahl fixiert den Schuh kraftvoll und sicher. "Ein großer Vorteil der Kingpin liegt auch darin, dass unverriegelt (Hebel am Voderbacken steht auf „ski“ und nicht auf „walk“) beste Energieübertragung gewährleistet wird und man absolut sicher in der Bindung steht", so Michael Bückers.

Und dann allein schon dieses "Klack" beim Einsteigen in den Hinterbacken, das alle abfahrtsorientierten Tourengeher und Freerider begeistern wird: Endlich auch bei einer Pin-Bindung ein `richtiges Hinterteil`, wie Skifahrer es von einer Alpinbindung gewohnt sind und das ihnen beim Abfahren das Gefühl von Sicherheit vermittelt. "Ein nicht nur subjektiver Eindruck", erklärt Michael, "wenn die Ferse nämlich wie hier gut fixiert ist, gibt es weniger Störfunktionen auf den Vorderbacken und damit weniger Fehlauslösungen, wie es bisher bei Pin-Bindungen leider häufig der Fall war. Die Kingpin ist die einzige Bindung, die auch vorne unverriegelt sicher gefahren werden kann." Möglich macht dies auch die Konstruktionsweise des Hinterbackens, der zudem beste Kraftübertragung bietet: Der XXL Powertransmitter verfügt über sehr weit auseinander liegende Kontaktpunkte, die die Schuhferse breitflächig am äußeren Rand fixieren. Dadurch werden die Kippkräfte zur Schwungeinleitung spielfrei und ohne Kraftverlust über die Bindung auf den Ski übertragen. Das breite Bohrbild von 38 mm verbessert diese zusätzlich. Die Verstellung der Ferse vom Geh- auf den Fahrmodus funktioniert selbst in kritischen Situationen und in anspruchsvollen Hängen unkompliziert und schnell.

Die Bindung ist mit zwei integrierten Steighilfen (7° und 13° bei Sohlenlänge 310 mm) ausgerüstet, die relativ einfach mit dem Skistock aus- bzw. eingeklappt werden können. Durch ihre Positionierung zentral oben auf dem Fersenbacken sind sie auch in schwierigem Gelände gut erreichbar. Das Bremssystem zeichnet sich neben den Sicherheitsfeatures dadurch aus, dass die Bremse im Gehmodus beim ersten Schritt automatisch verriegelt und beim Umstellen in den Skimodus sofort wieder einsatzbereit ist. Für eisige Verhältnisse stehen für die die Kingpin je nach Skimodell drei Harscheisenbreiten zur Verfügung, die sich mit wenigen Handgriffen montieren lassen. Fazit: Ein echte Bereicherung für abfahrtsorientierte Skitourengeher und Freerider und zusammen mit dem Völkl V-Werks BMT 94 ein echtes 'Dreamteam'!

Die Marker Kingpin ist ab Mitte Dezember 2014 im Handel, Kingpin 10 (inkl. 75-100mm Stopper) UVP 430,-- €, Kingpin 13 (inkl. 75-100 mm Stopper) UVP 460,-- €. Wer mehr wissen will: www.marker.de/kingpin/

Text und Fotos: Petra Rapp