Fit für den Winter - Tipps und Trends für die neue Saison

Foto: K2 - Mirja Geh
Der erste Schnee in den Bergen ist gefallen. Die, die es nach dem kargen letzten Winter gar nicht erwarten konnten, haben ihn schon genutzt. Höchste Zeit für die anderen, sich für die Saison vorzubereiten. 

Experten des Deutschen Skilehrerverbandes (DSLV) verraten die Trends des Winters und geben Tipps zur optimalen Vorbereitung.


Die Ausrüstungs-Trends
Andreas Mann, Mitglied im DSLV Ausbilderteam Ski alpin, dazu: „Ein großer Trend ist das Bootfitting. Allerdings sollte dies weniger als Trend, sondern eher als wichtiges Thema gesehen werden. Denn die individuelle Anpassung der Skischuhe ist für die beste Passform und somit hohen Tragekomfort extrem wichtig. Weitere Vorteile sind die direkte Impulsübertragung auf den Ski, bessere Steuerung sowie Krafteinsparung. Der Fokus im Bereich Alpinski liegt heuer auf dem Thema Gewicht. Die Tendenz geht zu immer leichter werdenden Skimodellen. Früher waren leichte Ski weniger stabil und somit nicht für sportliches Fahren geeignet. Doch die aktuellen Modelle büßen an Torsionssteifigkeit nichts ein. Der Ski gewinnt an Wendigkeit und Agilität. Ein weiteres Thema ist das fortschreitende Verschmelzen der Kategorien Freeride und Touring. Dies macht sich sowohl bei den Ski als auch den Bindungen bemerkbar. Es werden vermehrt PIN-Bindungen hergestellt, die vom reinen Tourensegment abweichen und mehr in Richtung Freeride gehen. Der Anwendungsbereich wird somit deutlich vergrößert. Die Abstriche, welche früher im Bereich der Fahrperformance und Sicherheitsfunktion hingenommen werden mussten – um den Aufstieg zu optimieren – werden durch stabilere Bauweisen, einfachere Bedienbarkeit und Auslösefunktionen, wie man sie von Pistenskibindungen gewöhnt ist, reduziert. So werden ein sportlicheres Fahren sowie mehr Sicherheit bei der Abfahrt ermöglicht.“ 

Der richtige Ski: Länge und Passform wichtig 
„Bei der Suche nach dem richtigen Ski orientiert man sich am besten an der eigenen Körpergröße und dem eigenen Können. Wir vom Deutschen Skilehrerverband empfehlen deshalb folgende Leitlinie: Erwachsene Einsteiger sollten einen Ski wählen, der zehn Zentimeter kleiner ist als sie selbst. Bei fortgeschrittenen Fahrern reicht eine Differenz von fünf Zentimeter. Für ambitionierte Hobbyfahrer und Profis eignet sich ein All Mountain Ski in der eigenen Körpergröße oder sogar bis zu fünf Zentimeter länger. In Bezug auf die Skibreite würden wir dem Durchschnittsfahrer bis zu einer Mittelbreite von ungefähr 90 mm raten. Slalom- und Riesenslalommodelle eignen sich nach unserem Empfinden nur für sehr sportliche Fahrer. Doch damit dem Vergnügen im Schnee nichts im Wege steht, braucht es nicht nur den passenden Ski, sondern auch einen perfekt sitzenden Skischuh. Nach unserer Einschätzung passen nur wenige Füße in die vorgefertigten, im Handel erhältlichen Skischuhleisten. Wer allerdings Spaß am Skifahren haben möchte, sollte bereit sein, auch in eine professionelle Skischuh-Anpassung zu investieren“, sagt Alexander Dillig, Produktmanager beim DSLV.

Auf was man bei Leihequipment achten sollte
Alexander Dillig zum Thema „Leihequipment“: „Beim Ausleihen ist die Beratung und Betreuung durch einen Fachmann besonders wichtig. Nur dieser sollte das Material einstellen. Im Verleihcenter aber bitte nicht wundern. Heutzutage werden die Ski nach einer neuen Messmethode vergeben: ausschlaggebend sind Alter, Gewicht, Sohlenlänge und Fahrkönnen – völlig ohne Messgerät. Zudem kann man sich beim Verleiher in der Regel darauf verlassen, gut gepflegtes Equipment zu erhalten – dies erhöht nicht nur den Fahrspaß, sondern vor allem auch die Sicherheit. Wir empfehlen außerdem stets, sich einen hochpreisigen Ski auszuleihen, da dieser meist sorgfältiger behandelt wird als ein Standard-Verleihski. Abschließend noch ein Timing-Tipp von uns: Am besten man holt sein Equipment am Abend vor dem geplanten Skitag ab. So vermeidet man lange Wartezeiten und kann entspannt in den Pistenspaß starten.“ 

Vorbereitungstraining? Ja, aber richtig! 
„Um möglichen Verletzungen vorzubeugen ist es wichtig, sich im Sommer und Herbst für die Wintersaison fit zu halten. Hierzu eignen sich Sportarten, die dem Skifahren in den körperlichen Anforderungen ähneln. Mountainbiken sowie Rennradfahren trainieren beispielsweise Grundlagenausdauer und Beinmuskulatur, Klettern die Rumpfstabilität. Das Gleichgewicht und die Koordination kann durch Slacklinen und Übungen wie einbeiniges Zähneputzen oder Stehen auf einer zusammengerollten Isomatte gefördert werden. Bei speziellen Kräftigungsübungen wie Kniebeugen ist die richtige Ausführung sehr wichtig, da es sonst schnell zu Fehlbelastungen des Bewegungsapparates kommen kann. Grundsätzlich trainiert es sich am besten unter der Aufsicht eines Experten, zum Beispiel im Fitnessstudio“, weiß Lisa Horst vom Ausbilderteam DSLV Ski-Alpin.

Wie geht man den ersten Skitag der Saison am besten an? 
„Um am ersten Skitag nicht in brenzlige Situationen zu geraten, ist eine gute Vorbereitung ein Muss. Hierzu zählt neben frisch präpariertem sowie perfekt eingestelltem Material auch die körperliche Fitness. Doch bitte dann nicht gleich Vollgas geben! Unsere Grundregel: Man sollte sich, sowohl in Bezug auf das Tempo als auch dem Schwierigkeitsgrad der Piste, selbst wohl und vor allem sicher fühlen. Da unser Körper die neue Belastung am ersten Tag noch nicht gewohnt ist, bitte rechtzeitig Pausen einlegen. Ebenso empfehlenswert ist es, sich mit dem Pistenplan des jeweiligen Skigebietes vertraut zu machen, um die richtigen Routen für das persönliche Fahrkönnen gut auswählen zu können. Ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit hilft ebenfalls, mögliche Gefahrenstellen, wie Engstellen oder steile Abschnitte auf den Pisten, zu erkennen und diese unfallfrei zu passieren“ empfiehlt Christiane Bauer, ebenfalls Mitglied im DSLV-Ausbilderteam Ski alpin.

Petra Rapp