Im Interview: Der Skischuhbauer der DSV-Stars

Jörg Ruedl, Foto Petra Rapp
Unsere Redaktion im Gespräch mit Jörg Ruedl, Produktentwickler bei der Firma Nordica. Er ist für die Rennschuhe der DSV-Stars Felix Neureuther, Fritz Dopfer und Linus Strasser verantwortlich, von denen jeder bis zu 15 Paar pro Saison verschleißt.

Sie haben mit ihrem Team einen völlig neuen Rennschuh entwickelt, den Felix Neureuther und Fritz Dopfer derzeit testen. Warum? Die Jungs sind doch ganz erfolgreich mit ihren jetzigen?
Ruedl: Die Entwicklung im Rennsport geht rasant schnell. Pistenpräparierung, Skitechnik, Materialien und vor allem auch die Fitness und Fahrweise der Athleten verändern sich ständig. Jedes Detail am Skischuh spielt heute eine viel größere Rolle als früher. Unser altes Modell war technisch einfach ausgereizt.

Was brauchen Rennfahrer heute?
Ruedl: Skischuhe, in denen sie maximale Kraftübertragung haben, die die derzeitige FIS-Norm von nur noch 43 mm (Höhe vom Fersenhalt bis unten zur Lauffläche) erfüllen und in denen sie sich vor allem auch wohlfühlen. Früher sind die Fahrer offenere Winkel und mit viel mehr Kraft gefahren, heute fahren sie mit viel mehr Gefühl. Vor allem Felix ist ein absoluter Gefühlsskifahrer.

Was ist folglich anders am neuen Schuh?
Ruedl: Vor allem der Leisten. Ende der 90er war man der Meinung, ein Rennschuh muss total eng sein, am besten zwei Nummern zu klein und die Zehen übereinander liegen, um optimale Kraftübertragung zu haben. Heute weiß man, dass das nicht nur verdammt unbequem, sondern vor allem in Sachen Ermüdung und Leistungsabfall eher suboptimal ist. Das kann man mit modernen Leisten jetzt ganz anders lösen. Das haben wir getan und auch noch an anderen Details, mit neuen Materialien gearbeitet, die die Schuhe noch flexibler und für die Athleten individuell auch direkt auf der Piste noch anpassbarer machen.

Kommt das auch den Endverbrauchern zugute?
Ruedl: Sicher. So eine Neuentwicklung kostet rund 130 000 Euro pro Schuh pro Größe. Eine enorme Investition, weshalb man versucht, das Maximum aus dem Rennbereich in den Endverbraucherbereich mitzunehmen. Die neue Dobermann GP-Serie von Nordica, die es im nächsten Winter für sportliche Skifahrer geben wird, ist in etwa 90 Prozent identisch mit dem Rennschuhmodell von Felix und Fritz. Lediglich ein breiterer Leisten, ein bequemerer Einstieg und auch das Material unterscheiden sich. Ein bisschen komfortabler soll‘s ja schließlich schon sein für die Endverbraucher.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

(Petra Rapp)