Gute Sicht im Schnee - Skiunfälle werden meist durch Wahrnehmungsfehler verursacht

Foto Glorify by Peter Kluwick
Spät angefangen, dafür aber jetzt umso intensiver: Dieser Winter scheint ein langer zu werden. Skifahrer wird’s freuen, denn bei nach wie vor sehr guter Schneelage in den Bergen können sie jetzt im Frühjahr noch viele Skitage genießen. Oft mit intensiver, strahlend-warmer Sonne oben und - wie in den letzten Wochen – dicker Nebelsuppe weiter unten. Damit der Spaß im Schnee nicht wie bei einigen Unfälle in den letzten Wochen fatal endet, ist neben angepasstem Fahrverhalten vor allem ein guter Durchblick extrem wichtig. Denn etwa 80 Prozent aller Skiunfälle werden laut ASU (ASU Auswertungsstelle für Skiunfälle) durch schlechte Sicht und Wahrnehmungsfehler mitverursacht. Die Experten von DSV aktiv empfehlen deshalb: „Unabdingbar für eine gute Sicht bei allen Schneesportarten ist die richtige Ski- oder Sportbrille.“ Die zu finden, ist im inzwischen stark gewachsenen Brillensegment samt Datenbrillen und einer schier unübersehbaren Scheibenauswahl nicht so einfach. Hier die wichtigsten Fakten, was eine gute Brille auszeichnet.

Essentieller Schutz der Augen

Eine Brille muss die vor allem jetzt im Frühjahr in den Bergen besonders intensiven UV-Strahlen abhalten. Schnee und Gletscher reflektieren nämlich bis zu 95 Prozent der sichtbaren Sonnenstrahlen und der sonnenbrandwirksame Anteil der UV-Strahlung nimmt je 1.000 Meter Höhe um 10 bis 20 Prozent zu. Brillen mit hohem UV-Filter (Standard „UV-400“) sind daher unverzichtbar. Neben der gefährlichen Strahlung samt starken Blendungen werden aber mit einer Brille auch Augenreizungen durch Fahrtwind oder Schneetreiben vermieden. Gute Skibrillen verfügen zudem über eine Antibeschlag-Beschichtung sowie über doppelte Gläser aus Kunststoff. Bricht bei einem Unfall das vordere Glas, schützt die zweite Scheibe das Auge vor Verletzungen. Auch ein möglichst großes Sichtfeld ist essentiell, die Polsterung an der Seite und an der Nase sollte nicht störend wirken. Beim Probetragen mit dem eigenen Skihelm kann man feststellen, ob die Wunsch-Skibrille gut sitzt und dicht anliegt. Für die optimale Passgenauigkeit von Brille und Helm ist das Maß zwischen Nasenbein und oberem Helmrandausschnitt entscheidend. Die Brille sollte im Stirnbereich bündig mit dem Helm abschließen und nicht auf das Nasenbein drücken. Wichtig ist auch, dass der Helm beim Tragen der Brille das Blickfeld des Skifahrers nicht einschränkt.

Welche Scheiben für was?

Foto ASiS
Buckel, Mulden oder Eisplatten wie auch entgegenkommende Skifahrer sind für Skisportler je nach Sicht und Wetter oft erst spät und schwierig zu erkennen. Gerade bei sonnigem Wetter beeinträchtigen die schnellen Licht-Schatten-Wechsel die Sichtverhältnisse zusätzlich. Die Farbe der Brillenscheiben beeinflusst die Sehfähigkeit und damit die Fahrweise. Sie ist ausschlaggebend dafür, wie präzise das Auge Unebenheiten oder Schneeanhäufungen erkennen kann, sagt allerdings nichts über den UV-Schutz aus. Getönte Scheiben in Orange oder mit Blaufilter verstärken zum Beispiel bei Schneefall oder Nebel die Kontraste. Für abrupt wechselnde sonnige und schattige Pistenabschnitte sind Skibrillen mit Varioscheiben sinnvoll. Ihre Tönung stellt sich binnen Sekunden von selbst auf das neue Licht ein. Bei starkem Sonnenschein und für den Gletscher bieten dunkle oder verspiegelte Scheiben Blendschutz. Sie können bis zu 97 Prozent des Lichts absorbieren. 

Korrektur der Fehlsichtigkeit 

„Rund vier Millionen Deutsche genießen jährlich den Spaß auf der Piste. Doch ein Drittel aller Hobbysportler, die im Alltag eine Sehhilfe tragen, nutzen beim Wintersport keine Korrektion. Der hohen Unfallgefahr, die Seh- und Wahrnehmungsfehler auf der Piste mit sich bringen, sind sie sich meist nicht bewusst“, sagt Dr. Gernot Jendrusch, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Sicherheit im Sport (ASiS). „Jeder Skifahrer kann zur Sicherheit im Schneesport beitragen, wenn er seine Sehleistung regelmäßig überprüfen lässt“, empfiehlt er. Regelmäßige Sehtests sorgen hier für Sicherheit (ab dem 40. Lebensjahr alle zwei Jahre, Online-Seh-Checks unter http://www.sehen.de/service/seh-checks/ oder http://www.seh-check.de/online_sehcheck/index.php). Wird eine Fehlsichtigkeit festgestellt und vom Arzt eine Sehhilfe verordnet, sollte diese auch beim Skifahren immer getragen werden. Dafür sollte die Skibrille über seitliche Aussparungen für den Bügel der optischen Brille verfügen. Als Alternative dazu gibt es Skibrillen mit integrierten Korrektur-Gläsern oder spezielle Clips, die sich direkt an der Innenseite des Glases der Skibrille befestigen lassen. Bei Skifahrern setzt sich aber immer mehr das Tragen von Kontaktlinsen durch. Damit sind Skifahrer mit Sehschwäche am flexibelsten unterwegs: Sie können unter jeder Ski- oder Sonnenbrille getragen werden. 

Richtige Brillenpflege

Eine gute Ski- und Sportbrille ist nicht ganz billig und sollte deshalb gut gepflegt werden. Um ein Zerkratzen der Scheiben zu vermeiden, sollte die Skibrille immer in der Hülle und nie lose verstaut werden. 
Quelle: Kuratorium Gutes Sehen

Brillenpflicht für alle Schneesportler

Was für Skifahrer gilt, gilt übrigens für alle, die im Schnee unterwegs sind: Der weiße Schnee reflektiert die Sonnenstrahlen besonders stark, beansprucht die Augen und Zugluft trocknet die Augen zusätzlich aus. Eine hochwertige Sportbrille gehört daher auch beim Langlaufen, Schneeschuhwandern, Tourengehen, Eisklettern oder bei Hochtouren auf die Nase. Petra Rapp