Mit Leidenschaft - Veronika Staber, ehemalige Skirennläuferin und Rosenheims Sportlerin des Jahres, geht neue Wege

Veronika Staber
„Körperspannung! Das darf schon bissl wehtun. Haltet durch, das macht ihr klasse“, motiviert Veronika Staber ihre Gruppe, die im Feuerwehrhaus in Törwang - und das nicht nur wörtlich - ziemlich in den Seilen hängt. Einmal wöchentlich gibt Veronika Staber derzeit ihr Wissen als ausgebildete Slingtrainerin (Infos auf www.veronika-staber.com) weiter und macht die Teilnehmer mit diesem sehr effektiven, gelenkschonenden Ganzkörper-Workout fit. Wer Veronika Staber kennt, weiß, dass sie das richtig gut und ambitioniert macht. „Das ist zwar derzeit nur einer von mehreren Nebenjobs, mit denen ich meine neu begonnene, dreijährige Vollzeit-Ausbildung zur Physiotherapeutin finanziere, aber der macht mir richtig Spaß und den will ich vielleicht weiter ausbauen“, sagt die 28jährige Törwangerin. In Sachen Fitness und körperliche Schwachstellen kennt sie sich sehr gut aus – und mit den verschiedenen Dimensionen des Wehtuns auch. Denn verletzt hat sich Veronika Staber ziemlich oft in ihrer alpinen Skikarriere und musste einige richtig schwere Rückschläge einstecken, wo andere schon lange aufgegeben hätten. Sie hat sich aber immer wieder mit starkem Willen und hartem Training zurückgearbeitet, jedes Mal wieder neu motiviert und so am Ende dann doch viele Jahre im harten Skizirkus durchgehalten. 

Veronika Staber wurde dreimal Deutsche Meisterin (Riesenslalom 2006 und 2011, Slalom 2012), war einmal Zwölfte beim Riesenslalom-Weltcup am Arber und wurde 2011 zu Rosenheims Sportlerin des Jahres gewählt. „Mein sportlicher Höhepunkt war sicherlich die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen im Februar 2011. Dass ich das nach meinen schweren Knieverletzungen noch geschafft habe, darauf bin ich schon stolz. Aber auch die deutschen Meistertitel haben mir immer viel bedeutet“, sagt sie. 

Im Frühjahr 2014 beendete Veronika Staber ihre aktive Laufbahn, nach einer für sie einmal mehr schwierigen Saison, in der sie zurückgestuft in den Förderkader viel auf sich alleine gestellt war und das nötige Quentchen Glück für den großen Erfolg, den sie von ihren Fähigkeiten allemal drauf gehabt hätte, einmal mehr ausblieb. Hat sie, in Anbetracht des derzeit speziell im Slalom ziemlich schwächelnden DSV-Damenteams, ihren Rücktritt bereut? „Wenn ich sehe, dass einige Italienerinnen, die mit mir immer gleichauf waren, jetzt vorne in der Weltspitze fahren, komme ich schon kurz ins Grübeln, aber für mich persönlich war dieser Schritt zu diesem Zeitpunkt genau richtig. Klar ist mir bewusst, dass ich mein Potenzial nie ganz zeigen konnte, aber ich weiß, dass ich alles versucht und gegeben habe. Ich wollte beruflich nach meiner Zeit bei der Bundespolizei nochmal neue Wege gehen. Physiotherapie hat mich immer sehr interessiert, ich hab‘ da ja auch in meinen vielen Rehazeiten einiges erlebt. Es ist gut wie es jetzt ist und meinem oft operierten Knie geht es jetzt ohne die ständigen Belastungen auch viel besser.“ 

Was hat sie mitgenommen aus ihrer aktiven Zeit? „Das war eine enorme Lebensschule, aber ich bereue eigentlich nichts und möchte die Zeit nicht missen. Der Skisport war immer meine ganz große Leidenschaft und wird es auch bleiben.“ Im Moment bleibt ihr mit Ausbildung, Lernen und Nebenjobs allerdings nicht viel Zeit dafür. Ab und zu trainiert sie die Kinder des WSV Samerberg, ansonsten ist sie froh, wenn sie in ihrer sehr knappen Freizeit einfach zuhause sein kann. „Ich bin ein sehr heimatverbundener Mensch, genieße das sehr, nicht mehr ständig aus dem Koffer leben zu müssen und viel Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden verbringen zu können“, sagt die Samerbergerin und macht dabei einen ziemlich glücklichen Eindruck. Petra Rapp