In Scharen bergauf - Pistentouren werden immer beliebter

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Es hat geschneit, endlich geht auch in niedrigeren Gefilden wieder etwas. Wie ein langer Regenwurm müht sich die Gruppe der Skitourengeher am Pistenrand Schritt für Schritt bergauf. Das kleine Skigebiet an der Hörnlebahn in Bad Kohlgrub in den Ammergauern ist beliebt bei Tourengehern und ein Paradebeispiel, wo es ganz gut miteinander funktioniert zwischen Skifahrern und Pistentourengehern. „An einem schönen Wochenendtag ist hier ziemlich viel los, da sind schon mal bis zu 3500 Menschen unterwegs. Zweidrittel davon sind Tourengeher“, sagt Bad Kohlgrubs Bürgermeister Karl-Heinz Reichert.

Skitourengehen boomt. Geschätzte 500 000 Tausend Tourengeher gibt es mittlerweile in Deutschland und immer öfter nutzen diese wie hier am Hörnle für ihren Sport die Pisten. Denn was vor einigen Jahren unter „echten“ Tourengehern nahezu verpönt war, ist jetzt in der Szene salonfähig geworden. Einfach mal schnell auf der Piste drauf los zu starten, ohne groß auf die Lawinenlage achten und die entsprechende Ausrüstung mitschleppen zu müssen, ist bequem, ein gutes Training zwischendurch und bei schlechter oder schwieriger Schneelage im Gelände eine gute Alternative. Zudem warten in den Skigebieten oft schöne Hütten mit guter Brotzeit und viel Geselligkeit unter Gleichgesinnten wie bei den inzwischen zahlreich angebotenen Skitourenabenden. Für Skitourenneulinge ist das Pistengehen zudem eine perfekte Möglichkeit, sich mit der Materie vertraut zu machen, Erfahrungen zu sammeln und Sicherheit zu gewinnen, bevor es dann ins anspruchsvollere Gelände geht.

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Ganz risiko- und konfliktfrei sind Skitouren auf Pisten aber auch nicht. Neben Kollisionsgefahr mit Alpinskifahrern ist das Umfeld von Pistenraupen gefährlich, die vor allem nachts oft an Seilwinden die Pisten präparieren. Zudem sind die Liftbetreiber nicht begeistert, wenn die Tourengeher noch vor dem Skibetrieb ihre Spuren in die frisch präparierten Pisten ziehen. In der Vergangenheit gab es deshalb immer wieder Ärger bis hin zu Rechtsstreitigkeiten, weil Liftbetreiber Pisten für Skitourengeher kategorisch sperren wollten, was gegen das freie Betretungsrecht der Natur in Bayern spricht. Die Rechtslage ist inzwischen geklärt und Pisten dürfen nur bei akuter Gefahr (wie etwa starke Vereisung, Lawinensprechnung, Pistenpräparierung) zeitweise gesperrt werden. 

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In den meisten Gebieten in Bayern und Tirol üben sich Liftgesellschaften und Tourengeher inzwischen in einem recht gut funktionierenden Zusammenleben. Auch, weil die Alpenvereine gemeinsam mit den örtlichen Skigebietsbetreibern wie hier am Hörnle gemeinsam gute und praktikable Lösungen für alle Seiten erarbeitet haben, die durch plakative Schilder für alle ersichtlich sind. Halten sich alle an die jeweils örtlichen Regelungen sowie die allgemein gültigen zehn DAV-Regeln für Skitouren auf Pisten, die inzwischen auch im ganzen Alpenraum gültig sind, haben alle was davon. 

Petra Rapp

10 DAV-Regeln für Skitouren auf Pisten

Skipisten stehen in erster Linie den Nutzern der Seilbahnen und Lifte zur Verfügung!
  1. Aufstiege und Abfahrten erfolgen auf eigenes Risiko und eigene Verantwortung.
  2. Nur am Pistenrand aufsteigen (FIS-Regel Nr. 7). Dabei hintereinander, nicht nebeneinander gehen. Auf den Skibetrieb achten.
  3. Besondere Vorsicht vor Kuppen, in Engpassagen, Steilhängen und bei Vereisung der Pisten. Bei Pistenquerungen Abstände zueinander halten. Keine Querungen in unübersichtlichen Bereichen.
  4. Pistensperrungen, Warnhinweise und lokale Regelungen beachten.
  5. Größte Vorsicht und Rücksichtnahme bei Pistenarbeiten. Bei Einsatz von Seilwinden sind die Skipisten aus Sicherheitsgründen gesperrt. Es besteht Lebensgefahr.
  6. Frisch präparierte Skipisten nur in den Randbereichen befahren. Bei Dunkelheit stets mit eingeschalteter Stirnlampe gehen, reflektierende Kleidung tragen.
  7. Auf alpine Gefahren, insbesondere Lawinengefahr, achten. Keine Skitouren durchführen, wenn Lawinensprengungen zu erwarten sind.
  8. Skitouren nur bei genügend Schnee unternehmen. Schäden an der Pflanzen- und Bodendecke vermeiden.
  9. Rücksicht auf Wildtiere nehmen. Bei Dämmerung und Dunkelheit werden Tiere empfindlich gestört. Hunde nicht auf Skipisten mitnehmen.
  10. Regelungen an den Parkplätzen beachten, Parkgebühren bezahlen, umweltfreundlich anreisen.

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