Mit Anspruch - Lämpersberg (2.202 m), Wildschönau (Tirol)

Die Wildschönau in Tirol bietet unendlich viele Tourenmöglichkeiten. Ein Klassiker in diesem urigen Hochtal in den Kitzbüheler Alpen ist der Lämpersberg, der oben bei guten Verhältnissen mit einer gigantischen Aussicht auf Hohe Tauern, Zillertaler und Stubaier Alpen wartet und mit wunderschönen, langen Hängen hinunter überzeugt. Hier kommen vor allem abfahrtsorientierte Freetourer voll auf ihre Kosten.

Klingt ziemlich gut und steht deshalb ganz oben auf der To-do-Tourenliste. „Die Chancen stehen 50:50, dass es heute aufreißt", meint Alex Holaus frühmorgens am Telefon. Geschneit hat es über Nacht, es könnte also durchaus traumhaft werden, wenn es die Sonne tatsächlich durch das Wolkendickicht am Himmel schaffen sollte. So genau weiß man das ja nie in den Bergen. Alex ist Ski- und Bergführer – sowie leidenschaftlicher Telemarker. Er kommt eigentlich aus Kals am Großglockner, lebt aber seit über 30 Jahren in der Wildschönau. Alex will mit uns hinauf zum Lämpersberg und vor allem die oben steilen und unten schönen wie breiten Wiesenhänge wieder hinunter in Richtung Auffach. Diese sollen an einem Powdertag wie diesem hier in der Region kaum zu überbieten sein, sagt er, weshalb diese Tour zu seinen Lieblingstouren in der Wildschönau zählt. Sichere Schneeverhältnisse aber vorausgesetzt, weil der Berg vor allem im Gipfelbereich ein nicht ganz ungefährliches Steilstück aufweist.

Wir sind spät dran, wollen den Aufstieg von knapp 1100 Höhenmeter, den die Tourengeher normalerweise kurz vor der Schönangeralm hinter Auffach starten, deshalb ein wenig verkürzen und nutzen ein spezielles Skitourenticket der Schatzbergbahn. Ein wenig Einfahren auf der Piste hinüber zum Startpunkt am Speichersee, LVS-Check und Auffellen. Extrem gut, dass Alex die Berge hier wie seine Westentasche kennt. Denn beim Aufstieg durch den nahezu noch unverspurten Schnee vorbei an der Joelspitze (1964m) lässt sich der Planet zwar immer wieder mal sehen, aber die letzten Höhenmeter hinauf zum Gipfel komplettes Whiteout. Ohne ortskundigen Guide wäre für uns mangels Orientierung schon längst Umkehren angesagt. Kurzer Zwischenstopp, weil Alex im tiefen Schnee immer wieder die Teller seiner antiken Bambusstöcke verliert, die er notdürftig mit Kabelbinder repariert. 

Ungemütlich ist es oben am Gipfelkreuz, vom ansonsten so grandiosen Panorama diesmal nicht viel zu sehen, weshalb die Pause auch nur kurz ausfällt. Die Abfahrt in den ersten Hängen ist bei der schlechten Sicht und der besagten Steilheit hier oben heikel, vorsichtiges Queren auf Bergführer-Anweisung deshalb angesagt. Weiter unten wird es wesentlich entspannter. Zwischendurch gibt es auf dem weiten und abwechslungsreich kupierten Gelände immer wieder ein paar sonnige Lichtblicke. 

Mit ihnen sehr schöne Schwünge im frischen Pulverschnee auf den breiten Wiesen hinunter nach Auffach, wo sich eine Einkehr in der Schönangeralm oder auf dem Heimweg in die urige Wirtschaft Thalmühle (www.thalmuehle.at) in Oberau lohnt, einem Szenetreffpunkt der Tourengeher. Deren Wirtin Kathi Naschberger war übrigens schon mit Peter Habeler unterwegs, ist dem Ruf der Berge in die ganze Welt gefolgt und kennt die Wildschönau ebenfalls wie ihre Westentasche. 

Text und Fotos: Petra Rapp

  • Anfahrt: A8 Inntalautobahn bis Wörgl. Von dort in die Wildschönau und durch Oberau, Auffach in die Wildschönau.
  • Anspruch: mittel
  • Gehzeit: ca. 3 Stunden 
  • Ausgangspunkt/Parkplatz: Gasthof Schönangeralm, Parkplatz am Ententeich (1108 Meter) oder Schatzbergbahn
  • Höhendifferenz: 1094 hm
  • Gipfel: 2202 Meter
  • Beste Tourenzeit: Dezember bis April
  • Informationen: www.wildschoenau.com/de/tourenskilauf, www.schatzbergbahn.at
  • Kontakt Bergführer Alexander Holaus: +43 680 2008612