Skicrosser Paul Eckert im Interview: Mit sich und seiner Sportkarriere im Reinen

Paul Eckert bei seinem Weltcupsieg in Nakiska, Foto Gepa-Pictures
Paul Eckert (WSV Samerberg) verabschiedet sich nach zwölf Jahren vom alpinen Skirennsport. Der ehemalige alpine Rennfahrer wechselte 2008 zur Disziplin Ski-Cross und nahm für den Deutschen Skiverband an den Olympischen Spielen in Pyeongchang sowie an drei FIS-Weltmeisterschaften teil. Mit dem Sieg beim Weltcup in Nakiska (CAN) feierte der Bundespolizist den größten Erfolg seiner Karriere. Bei der WM 2015 am Kreischberg verpasste der jetzt in Rosenheim lebende Törwanger mit Rang vier nur knapp eine Medaille. 

Das Karriereende mit 28, eigentlich im besten Skicross-Alter. Warum jetzt? 

Eckert: Das fragen viele. Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Weil ich mich jetzt danach fühle, dass etwas Neues in meinen Leben kommen sollte. Es haben sich für mich in meiner langfristigen Planung beruflich neue Chancen ergeben, die will ich nutzen. Mir würde es sicher noch weiterhin viel Spaß machen, im Weltcup dabei zu sein, aber mir war immer ganz wichtig, aufhören zu können, wenn ich mit mir und meiner Leistung zufrieden bin. 

Spielte auch der Verlauf der letzten Saison oder Deine Gesundheit eine Rolle? 

Eckert (rechts) bei Olympia in Korea, Foto privat
Eckert: Gesundheitlich geht es mir gut, da würde nichts gegen eine weitere Saison sprechen, aber ich muss das auch nicht weiter ausreizen, bis mir etwas passiert. Die letzte Saison ist sportlich nicht optimal gelaufen, aber ich habe mich die letzten Jahre in der Weltspitze etabliert und einen Weltcupsieg errungen. Ich bin glücklich damit und denke nicht, dass ich mich eventuell noch zum Seriensieger entwickelt hätte. Zudem bin ich auch kein extrovertierter Typ, der sich gut vermarktet und Erfolge groß nach außen trägt. Ich wollte immer nur gut Skifahren und meinen eigenen Ansprüchen genügen. So wie es jetzt ist, ist es gut und ich bin glücklich. 

Zehn Jahre Leistungssport in einer der härtesten Skidisziplinen: Auf was blickst Du gerne zurück? 

Eckert: Eigentlich auf alles. Mir hat es die ganze Zeit riesig Spaß gemacht und die Zeit hat mich sicher sehr geprägt in Sachen Sozialkompetenz, Teamfähigkeit, das Reisen miteinander. Eigentlich sind wir Skicrosser ja auf dem Papier Einzelsportler, aber alles andere als egomäßig unterwegs. Jeder von uns braucht das Team um sich, sonst funktioniert alles nicht. Diesen Mix aus Einzel- und Teamsport fand ich immer sehr reiz- und wertvoll. 

Was wirst Du nicht vermissen? 

Eckert: Den dreimal im Jahr stattfindenden Kraftausdauer-Leistungstest auf der Desmotronik-Maschine, wo man 75 Sekunden voll dagegenhalten muss. Den habe ich gehasst. Und schlechtes Wetter am Stilfser Joch. 

Wer oder was hat Dich am meisten inspiriert in den zehn Jahren? 

Eckert: Top-Skicrosser wie früher Tomas Kraus oder zuletzt Victor Oehling und Jean Frederic Chapuis. Konstant so erfolgreich zu sein wie diese Athleten ist nicht selbstverständlich in diesem so schwierigen Sport, wo so viel passieren kann. Geprägt haben mich auch sehr viele Freundschaften, die sicher auch bleiben. Der ganze Konkurrenzkampf auch unter den Nationen hat sich bei uns eigentlich nie negativ angefühlt. Man ist sich immer mit großem gegenseitigem Respekt begegnet, da bin ich sehr dankbar dafür. 

Was hättest Du rückblickend gerne anders gemacht oder auf was hättest Du gerne verzichtet? 

Eckert: Ich hätte anfangs sicher mehr auf meinen Körper hören sollen und nicht so brachial auf die Erfüllung irgendwelcher Trainingspensa. Das war ein zum Teil schmerzvoller Lernprozess. Und der vierte Platz bei der WM am Kreischberg ärgert mich heute noch. Auch, dass ich oft unbewusst immer wieder die gleichen Fehler gemacht habe. 

Zufrieden und entspannt: Paul Eckert (WSV Samerberg) beim Interview, Foto Petra Rapp

Was kommt jetzt? 

Eckert: Meine Zukunft hat bereits begonnen. Ich bleibe bei der Bundespolizei und werde in der Sportschule in Bad Endorf in Zukunft im Bereich Freestyle als Ausbilder, Trainer und Ansprechpartner tätig sein. Zudem werde ich mein Studium der Wirtschaftspsychologie an der FH Ismaning beenden. 

Auf was freust Du Dich am meisten? 

Eckert: Meine Skicross-Erfahrungen als Trainer an junge Athleten weiterzugeben und im nächsten Winter einfach mal wieder mehr Zeit zum privaten Skifahren und Skitourengehen zu haben. 

Interview: Petra Rapp