Livigno - Unterwegs im zollfreien Skiparadies

Foto: APT Livigno_S.Confortola
Livigno ist ein Ort voller Geschichte. Wintersport lässt sich hier bis weit in das Frühjahr hinein in seiner ganzen Vielfalt erleben.

Es macht schon viel Spaß, das Carosello 3000-Gebiet auf der westlichen Talseite oder einige Male die östliche Seite mit der schwarzen Giorgio Rocca-Piste herunterzubrettern, bis die Oberschenkel glühen. Aber eine richtig schöne Powderabfahrt, wäre auch schön gewesen, schließlich gilt Livigno (www.livigno.eu/de/) als das Mekka für Freerider in den Alpen. Neben den 115 Pistenkilometern mit 12 schwarzen, 37 roten und 29 blauen Pisten sowie zahlreichen, verlockenden Einkaufsmöglichkeiten warten hier auf sechs verschiedenen Bergrücken in einer Höhe zwischen 1.800 und 2.900 Metern unzählige nicht präparierte Hänge auf die Freeride-Fans. Aber gut, die Schneelage erlaubt es diesmal nicht und man kommt auch so in Livigno voll auf seine sportiven Kosten.

Ein Ort voller (Ski-)Geschichte
Foto Petra Rapp
Livigno ist der größte und führende Skiort der Lombardei. Seinen Spitznamen „Klein-Tibet“ verdankt er der abgeschiedenen Lage auf 1.816 Metern Höhe mitten im Gebirge. Die schwierigen Lebensumstände der Bewohner erkannte auch der Franzosenkaiser Napoleon und erklärte das weltabgeschiedene Hochtal zwischen Ortler und Bernina 1805 kurzerhand zur Zollfrei-Zone. Somit war Livigno die erste Duty-Free-Gemeinde der Welt. 1818 machte Österreich-Ungarn, 1910 Italien und 1960 die (damalige) Europäische Gemeinschaft einen Haken unter Livignos Sonderstatus. Heute freuen sich Livigno-Gäste mehr denn je über Luxuswaren und Sprit zu attraktiven Preisen.

Livigno, Foto Fabio Borga
Bis 1968 war Livigno ähnlich gut zu erreichen wie Tibets Hauptstadt Lhasa. Aber dann wurde vom Ofenpass aus der Tunnel „Munt la Schera“ gebohrt. Diese einspurige und heute leider etwas kostspielig befahrbare Röhre, bei der es immer wieder zu langen Wartezeiten kommt, war damals einerseits Initialzünder für den Tourismus, weil sie die Anreise aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erheblich erleichterte. Der Tunnel musste aber teuer erkauft werden: Die Schweizer verbanden mit dem Einbahnstraßen-Tunnel Livigno mit der Restwelt, im Gegenzug wurden Teile Livignos vom neu entstandenen Stausee überschwemmt.

Alessandro Mattini, Foto Petra Rapp
Spannend ist auch die Skigeschichte des Ortes und der Besuch im liebenswert geführten Museum von Livigno, dem „Mus!“, unbedingt empfehlenswert. Dort steht unter anderem der LKW-Motor, der im Jahre 1953 den ersten Skilift von Livigno antrieb. Und manchmal trifft man dort auch „Sandro“ Allessandro Mattini noch persönlich. Der inzwischen 90jährige wurde in Livigno geboren, war der erste Skilehrer und Gründer der ersten Skischule im Ort. Ein Skiverrückter und ein wandelndes Skilexikon. Berühmt wurde sein Bild, auf dem er zusammen mit vier seiner fünf Kinder auf einem von ihm umgebauten Paar Ski mit fünf Bindungen abfährt. Er reiste in die Skiorte der Welt und brachte viele neue Ideen mit nach Livigno, unter anderem die Disziplinen Skiballett und Ski-Freestyle. Seine Söhne starteten als erste Vertreter Livignos bei den Olympischen Winterspielen in Albertville 1992 und Lillehammer 1994. Sandro würde es gerne noch erleben, wenn im Februar 2026 die olympischen Spiele in Livigno Station macht. Dort sollen dann die Freestyle- und Snowboard-Wettbewerbe stattfinden.

Vielerlei Wintersportmöglichkeiten
Foto Petra Rapp
Wer genug Pistenkilometer intus, kann sich in Livigno auch anderweitig austoben. Fans der dünnen Latten finden hier im meiste sonnenverwöhnten Tal rund 30 Kilometer bestens präparierte und frei zugängliche Langlaufloipen. Schneeschuhe, in Livigno „Drezola“ genannt, dienten den Bergbewohnern in Livigno lange als Fortbewegungsmittel in der kalten Jahreszeit. Wer sich darauf aufmachen will, dem steht ein umfangreiches Wegenetz mit unzähligen Routen für Schneeschuhwanderungen wie auch für Skitouren zur Verfügung. Zweiradfans können Fatbiken im Schnee und den speziell zum Fatbiken präparierten, 20 Kilometer langen Radweg in Livigno abradeln. Damit es leichter geht, haben die Kursanbieter und Bikeverleiher auch moderne E-Fatbikes im Angebot. Kalorien, die man ob des verführerischen kulinarischen Angebots in den Hütten und Restaurants in Livigno mit Sicherheit zu viel sich nimmt, verbrennt man allerdings ohne E-Unterstützung mehr.

In der Latteria, Foto Petra Rapp
Tipps:
Ein Abstecher mit den Ski auf der östlichen Talseite ins kleine Trepalle (2126 m), dem höchsten Dorf Europas. Von 1939 bis 1980 war hier „Don Sandro“ Dorfpfarrer von Trepalle, der das literarische Vorbild für "Don Camillo und Pepone" wurde. Ein Besuch im Aquagrande (www.livigno.eu/de/aquagranda), einem der größten Sport- und Wellnesszentren Europas und auch offizielles Olympisches Vorbereitungszentrum für 2026. Inklusive tollem Bistro samt Latteria mit regionalen Köstlichkeiten und schönem Blick auf Livigno.

Text: Petra Rapp


Anreise:
Mit dem Auto: Ganzjährig von Landeck (A) in Richtung Sankt Moritz (CH) bis nach Zernez (CH), anschließend Richtung Pass dal Fuorn durch den Tunnel Munt La Schera bis zur italienischen Grenze nach Livigno. Ganzjährig aus der Schweiz von Zürich über Landquart (CH) in Richtung Klosters, durch den Tunnel Vereina nach Zernez. Richtung Pass dal Fuorn durch den Tunnel Munt La Schera bis zur italienischen Grenze nach Livigno.
Mit dem Zug: Fahrt bis Zernez (CH) und Weiterfahrt mit Bus oder Taxi ins 30 Kilometer entfernte Livigno.